Mit Freunden zu verreisen, ist ein Unterfangen, das durchaus schiefgehen kann. Hier kommen Tipps, wie man Konflikte vermeidet und die Zeit wirklich geniessen kann.
«Bist du sicher, dass ihr einander nicht nerven werdet?» Das wurde ich oft gefragt, wenn ich erzählte, dass wir mit unseren besten Freunden verreisen würden. Zwei Wochen Südafrika, 16 Personen, acht Erwachsene, acht «Kinder», davon fünf bereits volljährig.
Mein beschwichtigendes Nicken – «mach dir keine Sorgen, ich weiss, was ich tue» – wurde jeweils mit skeptischem Blick gekontert. So was konnte doch nicht gut gehen. Denn man weiss ja, dass Ferien mit Freunden schwierig sind. 24 Stunden am Tag miteinander unterwegs, das Konfliktpotenzial ist riesig. Und am Ende riskiert man die Freundschaft.
«Übung macht den Meister», haben wir uns gesagt und dieses Jahr das Experiment «Alle engsten Freunde» gewagt.
Das ist so. Viele Menschen mit vielen Erwartungen. Unterschiedliche Charaktere, die aufeinandertreffen und gemeinsam die tollste Zeit des Jahres verbringen sollen. Konflikte sind da vorprogrammiert. Deshalb haben wir über die Jahre geübt. Erst ohne Kinder. Dann die einen mit Kindern, die anderen ohne. Zu viert, zu acht … Dabei gingen auch ein paar Freundschaften in die Brüche, wurden weniger eng oder man verlor sich einfach aus den Augen. «Übung macht den Meister», haben wir uns gesagt und dieses Jahr das Experiment «Alle engsten Freunde» gewagt. Die Reise ging nach Südafrika, der Anlass war der Fünfzigste einer dieser besten Freundinnen.
Ich will mich jetzt nicht als Expertin aufspielen, aber ein paar Tipps kann ich guten Gewissens weitergeben. Das Experiment ist nämlich gelungen. Erstens wegen der Menschen, die uns schon seit Jahren begleiten, aber auch wegen ein paar Regeln, die wir uns selbst auferlegt haben:
Testlauf mit Kurztrips
Nie und nimmer sollte man die ersten gemeinsamen Ferien länger als für vier Tage planen. Tatsache ist, dass in den Ferien Eigenheiten zum Vorschein kommen, die man von Partys oder Grillfesten nicht kennt. Freunde sind plötzlich Putzfanatiker oder Chaoten, sie sind faul oder hyperaktiv, Langschläfer oder Frühaufsteher. Egal welche Macke, in den Ferien ist sie verstärkt spürbar. Also erst einmal testen, ob man sie erträgt, oder schon nach zwei Tagen die Nase voll hat.
Individuelle Freiheit lassen
Wenn man zu viert, acht oder sogar in grösseren Gruppen verreist, funktioniert es selten gut, wenn immer erwartet wird, dass alle ständig gemeinsam unterwegs sind. Insbesondere dann, wenn man Ausflüge und Aktivitäten selbst organisieren muss. Die Devise sollte lauten: Wer Lust hat, kann mitkommen, und wer nicht, will eben nicht. Ob es um eine Fahrradtour, Shopping oder das Entspannen am Strand geht, schliesslich sollen die Ferien für alle angenehm sein, ohne dass sich jemand gedrängt fühlt. Also, kein Drängen wie «Komm schon mit» oder «Du kannst doch nicht nur herumliegen!» Die Beachtung dieser Haltung bewahrt Freundschaften, das versichere ich – auch, weil einige gerade wegen dieses Gruppenzwangs zerbrochen sind.
Kochen, putzen, einkaufen
Wenn es möglich ist, empfehle ich eher eine organisierte Reise, bei der solche Aufgaben nicht erledigt werden müssen. Dadurch vermeiden Sie Diskussionen über Menüs, Sauberkeit und Geld. Falls Sie jedoch ein Ferienhaus mieten, führt kein Weg daran vorbei. In diesem Fall sollten Sie im Voraus Regeln festlegen, beispielsweise dass eine Gruppe einkauft und kocht, während die andere aufräumt und abwäscht. Das Thema Geld sollte unbedingt im Vorfeld besprochen werden, um Konflikte zu vermeiden. Um die mühsame Berechnung zu verhindern, gibt es Apps, bei denen jeder seine Ausgaben eingibt, und die dann berechnet, wer wem wie viel schuldet.
Rückzug ermöglichen
So gern man seine Freunde hat und sich freut, zusammen in die Ferien zu gehen, so wichtig sind Rückzugsmöglichkeiten. Das Ferienhaus sollte also ausreichend Platz bieten, um sich mit einem Buch in eine ruhige Ecke des Gartens zurückziehen zu können oder genügend Aktivitäten ermöglichen, um beispielsweise auch mal alleine mit dem Fahrrad unterwegs sein zu können. Zudem sollten Kinder, die bereits alt genug sind, nicht unbedingt das Zimmer mit ihren Eltern teilen müssen, insbesondere wenn dies auch zu Hause selten der Fall ist. Dies gilt besonders für Teenager, die einen Ort für sich brauchen, um mögliche Stimmungsschwankungen zu minimieren.
Wenn kleinere Kinder dabei sind
Wenn man Ferien mit Freunden übt, sind die Kinder meist noch klein und da gibt es eine sehr wichtige Regel, die Sie NIE ignorieren sollten: Die befreundeten Eltern müssen unbedingt denselben Erziehungsstil haben. Ich betone es ausdrücklich: Es ist keine gute Idee, mit Supermamis und Rabenmütter zusammen in den Urlaub zu fahren! Wenn eine Seite empört ist, weil es abends mal später wird, während die andere sich darüber ärgert, immer frisch zu kochen, kann dies nicht funktionieren. Unter keinen Umständen. (Ähnliche Überlegungen gelten auch für Väter, aber ehrlicherweise habe ich in dieser Hinsicht weniger Konfliktpotenzial bemerkt als bei Müttern.)
Ganze generell gilt: Unflexible Menschen sollten nicht mit Freunden verreisen, da kommt niemand entspannt zurück. Ansonsten empfehle ich Ferien mit Freunden all denen, die ihre Freunde wirklich mögen, ja gar lieben. So ging es nämlich uns diesen Sommer, was aus unserer Reise ein Erlebnis machte, dass keine und keiner von uns je vergessen wird!
Erschienen im Mamablog am 28.08.2023